2 Prolog zur Vereinsgeschichte

Der Schach-Club Kreuzberg e. V., kurz SCK, feiert 1999 sein 50jähriges Bestehen als eingetragener Verein. Wir legen Ihnen heute im Rahmen der Festschrift eine Chronik vor, die von den Anfängen bis zur Gegenwart reicht, die aber wegen der Dauer der Epoche nicht ohne Lücken ist. Fast alle Unterlagen aus der Gründerzeit sind heute nicht mehr vorhanden, daher kann auch dieser erste Zeitraum unseres Vereins nicht mehr umfassend geschildert werden. Auch in der Folgezeit sind Unterlagen verlorengegangen; trotzdem ist ein stattliches Paket von Daten und Fakten erhalten geblieben, und wir hoffen daher, mit dieser Chronik einen kleinen Einblick in die Geschichte des Vereins geben zu können.

3 Werdegang

3.1 Vorläufervereine und Gründung

Seit wann gibt es einen Kreuzberger Schachverein? Diese Frage können wir nicht eindeutig beantworten. Wir wissen jedoch, daß in der Monatszeitschrift der Berliner Schachgesellschaft von 1827 "Der Schachfreund" im Jahre 1901 von einem "Berliner Schachverein", der in der Oranienstraße gespielt hat, berichtet wird.

Aus alten Mitteilungsblättern des Berliner Schachverbandes aus dem Jahre 1938 geht hervor, daß um 1912 ein in Kreuzberg ansässiger Schachverein "SV Südwest" in der Yorckstraße, Ecke Großbeerenstraße, gespielt hat, dem im Jahre 1926 eines der Kreuzberger Gründungsmitglieder, Arnold Menzel, angehört hat. Vorsitzender war über 25 Jahre Edmund Nebermann. Der Verein wurde später in "Ortsgruppe Kreuzberg" umbenannt.

Beim Lesen alter Akten und Publikationen fällt des weiteren auf, daß es 1938 einen Schachverein "Kottbusser Tor" im Bezirk Kreuzberg gegeben hat.

Als nach dem Kriege im Sommer 1946 der Spielbetrieb in Berlin wiederaufgenommen wurde, durften nach Auflagen der Siegermächte zunächst keine Vereine gegründet werden, es spielten daher nur die Schachgruppen der Bezirke. Unter der Leitung von Werner Heise wurde in einer leeren Wohnung in der Kreuzbergstraße gespielt. Eine spielstarke 1. Mannschaft in der Besetzung Sternberg, Vogel, Utzat, Lewandowski, Kühn, Heise, Kamerau, Korb, Ceseal und Haun gewann gegen die "Schachgruppe Wilmersdorf" 10:0. Ab 1947 beteiligte sich die "Schachgruppe Kreuzberg", die am 15.5.1947 gegründet wurde, an der Berliner Mannschaftsmeisterschaft. Die 1. Mannschaft startete in der höchsten Klasse, der Stadtklasse. Eine Mannschaft bestand damals noch aus zehn Spielern. Leider stieg man aber ab und spielte in der Saison 1948 dann in der Zwischenliga, der man auch im Gründungsjahr 1949 als "Schachklub-Kreuzberg" angehörte. Inzwischen hatten die Siegermächte die Wiederzulassung "harmloser" Vereine gestattet.

Unter der Leitung von Heinrich Tschammer wurde am 20.1.49 eine Satzung des zu gründenden "Schachklub-Kreuzberg" erstellt und die Eintragung in das Vereinsregister beantragt. Mindestens sieben Unterschriften unbescholtener Mitglieder waren hierzu erforderlich. Neben Tschammer unterzeichneten den Satzungsentwurf Norbert Jansen, Herbert Menzel, Heinz Lunow, Herbert Haun, Arnold Menzel, Reinhard Wenclawski und Hermann Holbaum. Die Registrierung in das Vereinsregister erfolgte am 25.4.1949. Später hat sich der "Schachklub-Kreuzberg" in "Schach-Club Kreuzberg e.V." umbenannt. In der Satzung des SCK steht: "Paragraph 1.1: Die am 15. Mai 1947 in Berlin gegründete Schachgruppe Kreuzberg führt jetzt den Namen Schach-Club Kreuzberg e.V. Der Verein hat seinen Sitz in Berlin. Er ist am 25.4.1949 in das Vereinsregister beim Amtsgericht Berlin-Charlottenburg unter der Nummer VR 95 Nz 226 eingetragen worden."

Aus heutiger Sicht bleibt einiges im Dunkeln. Warum hat man nicht die Nachfolge des schon im Jahre 1912 bestehenden Kreuzberger Vereins "SV Südwest" oder des 1938 bestehenden Schachvereins "Kottbusser Tor" beantragt? Nach dem Kriege fingen doch alle Vereinsgründungen bei "Null" an, es gibt aber heute Vereine, die schon das 125- oder 100jährige Jubiläum gefeiert haben.

3.2 Von der Gründung bis zur Gegenwart

Schon zwei Jahre nach der Gründung des SCK kam es aus nicht mehr nachvollziehbarer Ursache zur Spaltung des Vereins. 1951, nach der Wahl von Bernhard E. Weihs zum 1. Vorsitzenden des SCK, spaltete sich eine starke Gruppe Kreuzberger ab, darunter auch Heinrich Tschammer, und gründete den Verein "Kottbusser Tor". Einen Verein dieses Namens gab es schon 1938. "Kottbusser Tor" bestand dann bis zur Spielzeit 1963/64, hatte anfangs der fünfziger Jahre drei Mannschaften, von denen die 1. Mannschaft in der Zwischenliga spielte. 1964 stieg der Verein mit der letzten verbliebenen Mannschaft aus der 1. Klasse ab und löste sich auf. Es gab also keinen Zusammenschluß der beiden Kreuzberger Vereine, wie Gerüchte behaupten. Wahr ist aber, daß die Mehrheit der noch aktiven Spieler dieses Vereins, darunter Wilhelm Zander, Paul Lewandowski, Heinz Lunow und die Gebrüder Klaus und Horst Metzing, zum SCK wechselten.

Die ersten 25 Jahre der Vereinsgeschichte sind als Ära Weihs/Werner bekannt, die zusammen 23 Jahre an der Spitze des Vereins standen. In dieser Zeit erlebte Berlin den Mauerbau, Arbeitslosigkeit, die Verlagerung von Betrieben in die Bundesrepublik und andere Einschnitte, die bewirkten, daß der Verein, der bei Amtsantritt von Bernhard E. Weihs noch 104 Mitglieder zählte, auf 70 Mitglieder schrumpfte. Bis zum Mauerbau spielten namhafte Spitzenspieler aus dem Ostteil der Stadt in Kreuzberger Farben. In den frühen fünfziger Jahren z. B. Wolfram Bialas und in den späten fünfziger Jahren bis zum Mauerbau Werner Reichenbach, Kurt Richter und andere. Wie aus dem tabellarischen Teil der Chronik ersichtlich ist, spielte man in Kantinen, Kneipen und Caféhäusern. Es gab schon damals Bestrebungen, Jugendarbeit aufzubauen und neue Mitglieder für den Verein zu werben; aber Werbeaktionen in der Presse oder mit Hilfe des Fremdenverkehrsamtes bewirkten nur, daß sich starke Spieler, die aus der Kriegsgefangenschaft zurückkamen oder ins Ausland emigrieren wollten, "auf der Durchreise" im Café Wöller, dem damaligen Kreuzberger Spiellokal, trafen. Dort trafen sich auch stadtbekannte Kaffeehausspieler, tranken ihre Mollen und Schnäpse, ließen ab und zu auch mal eine Spende für die Vereinskasse da, aber eingetreten ist von ihnen niemand. Man kann sogar sagen, daß einige Mitglieder, die einen anderen Bezug zum Schach hatten, den Verein verlassen haben.

Auffallend ist, daß der Schach-Club Kreuzberg in den "Kneipenjahren" kontinuierlich Anzeigen in die Mitteilungsblätter des Berliner Schachverbandes setzte, die zu Tanzvergnügen, Sommerfesten, Kappenfesten oder Weihnachtsfeiern einluden. Aus rückblickender Betrachtung darf man wohl annehmen, daß dies ein kleiner Versuch gewesen sein wird, die Interessenharmonie zwischen Sport und Kommerz herzustellen. Der häufige Spielstättenwechsel muß beim Schreiben dieser Chronik unbedingt erwähnt werden, weil er aufzeigt, daß der SC Kreuzberg ebenso wie andere Vereine damit zu kämpfen hatte, daß verärgerte Wirte über zu wenig Verzehr klagten, sich andererseits genervte Schachspieler über zu laute Gäste, Musikboxen und zu frühen Spielabendschluß beschwerten. In immer kürzer werdenden Zeiträumen hieß es wieder einmal, wie man heute sagen würde: "Die Karawane zieht weiter!"

1961 hatte Hans O. K. Werner erstmals den Vorsitz im Vorstand des SCK übernommen. Damals spielten 63 Mitglieder in fünf Mannschaften. Die 1. Mannschaft bestand aus den Spielern Reichenbach, Redlich, Pawelczak, Dornieden, Elstner, Höppner, Hildebrand und Küther. Dann kam der Mauerbau und der schon erwähnte Aderlaß. "Okay-Werner", wie ihn seine Freunde nannten, der auch im Berliner Schachverband als Jugendwart tätig war, wurde nicht müde, in zahlreichen Sitzungen darauf hinzuweisen, daß der Verein aus dem Kneipenmilieu herausmüsse; nach vielen Versuchen gelang endlich im Jahre 1970 der Durchbruch. Durch Zufall erfuhr "Okay-Werner", daß Räume im Hause Tempelhofer Ufer 1a frei geworden waren, die er daraufhin sofort mietete. Er kaufte Möbel, es wurde gepinselt, tapeziert, installiert, Gas und Wasser verlegt, schließlich folgte das Großreinemachen. Nach Überwindung einiger Widerstände im Vereinsvorstand und ungeachtet manch pessimistischer Prognose wurde das vereinseigene Heim für den SCK ein voller Erfolg. Nach Umzug und Einzug übernahm in den ersten Jahren Frau Lunow einen kleinen Ausschank, als gute Fee auch die Pflege der Räume. Später betreute dann das Ehepaar Pitann Mitglieder und Gäste. Der Verein erlebte nun diese erste Blütezeit, von der Hans O. K. Werner und seine Mitstreiter immer geträumt hatten.

Im Jahre 1975 tummelten sich 170 Mitglieder, davon 38 Jugendliche, in den vereinseigenen Räumen des SCK. Maßgeblichen Anteil am Aufbau der Jugendabteilung hatte Horst Metzing, der kreative und moderne Ideen umsetzte und um sich eifrigen, arbeitswilligen und aufstrebenden Nachwuchs versammelte. Viele Studenten und Auszubildende fanden den Weg zum Clubheim, und ein Stamm von bärenstarken Newcomern spielte sich nach vorn.

1974 stellte der Verein elf Mannschaften, die den Kampf in den einzelnen Klassen zur Berliner Mannschaftsmeisterschaft aufnahmen. Es vollzog sich kontinuierlich eine Wachablösung in den oberen Mannschaften, die Jungstars aus dem eigenen Nachwuchs rückten nach vorn und starke Jugendliche aus anderen Vereinen wurden magnetisch angezogen. Namen wie Klaus Lehmann, Horst Bach, Rainer Albrecht, Harald Band, Jürgen Schmidt, Wolfgang Großmann, Christoph Sowada und andere ergänzten jetzt die schon etwas älter gewordenen Junioren Federau, Sprotte, Hubertus Schulze, Plesse, Berlin, Zittinger und Helmut Mandelkow. In dieser Umbruchzeit hatte der Verein auch einige schwere Schicksalsschläge zu verkraften. Mit 22 Jahren verunglückte der junge M-Spieler Michael Gesell im Sommer 1970 tödlich, und im Alter von 28 Jahren starb unser mehrmaliger Clubmeister Klaus Metzing im August 1973. Ehre ihrem Andenken!

Die frühen siebziger Jahre sind durch eine starke Reiselust gekennzeichnet, die dann mit Einführung des regionalen und nationalen Liga-Spielbetriebs abebbte.

In der Berliner Mannschaftsmeisterschaft 1973/74 wurden die Plätze für die 1. Saison der viergeteilten Bundesliga und der Regionalliga ausgespielt. Lasker-Steglitz errang den Meistertitel und wurde dadurch Bundesligist in der Staffel Nord. Der SV Wilmersdorf als Zweiter wurde Regionalligist, und der SC Kreuzberg, der den 3. Platz erreichte, mußte ins Stechen. Mit Mannschaften aus den Nordverbänden wurde eine Aufstiegsrunde gespielt; der SCK qualifizierte sich für die 1. Saison der Regionalliga als zweiter Vertreter unserer Stadt. In diesem Jahr schloß sich GM Ludek Pachman dem Verein an und verstärkte als Spieler und Trainer die 1. Mannschaft. Die 1. Saison in der Regionalliga Nord bescherte dem SCK den bisher sportlich größten Erfolg. Die Mannschaft Pachman, Plesse, Federau, Peine, Bach, Sprotte, Klaus Lehmann, Hubertus Schulze, Band und Albrecht erreichte Platz 1 vor dem SV Wilmersdorf und den Aufstieg in die Bundesliga.

Eine neue Zeitrechnung hatte begonnen. Die Ära Weihs/Werner fand ihre sportliche Krönung, eine neue Ära mit einer kürzeren Amtszeit der einzelnen Vorsitzenden begann. Von 1975 bis 1999 hatte der Verein dann zehn 1. Vorsitzende und weitere zwölf 2. und 3. Vorsitzende.

Die Hauptversammlung 1975 wählte Kurt Philippin zum 1. Vorsitzenden und schuf durch eine wichtige Satzungsänderung das Amt des 3. Vorsitzenden. Die Aufgabenverteilung wurde auf breite Schultern verteilt. Der Verein wurde durch seine Zugehörigkeit zur 1. Bundesliga deutschlandweit und international bekannt. Den zahlreichen Mitgliedern, die in den nun folgenden Jahren mit ihrem Einsatz als Funktionär, als Sponsor oder Spieler den Verein als feste Größe im deutschen Schach etabliert haben, soll an dieser Stelle herzlich gedankt werden.

Vom Juni 1972 bis November 1977 erschienen 18 Ausgaben der Vereinszeitung "Die Kreuzqualle". In der Redaktion arbeiteten die Schachfreunde Rainer Albrecht, Heinrich Bollack, Heinz Lunow, Horst Metzing, Hubertus Schulze, Fritz Stutzke und Bernd Waniewski. Danach erschienen zwischen den Jahren 1983 und 1991 mehrere weitere Ausgaben, die redaktionell von Joachim Werth, Brigitte und Rainer Große Honebrink und Martin Wittke bearbeitet wurden.

Einige wichtige Veranstaltungen aus der Clubheimzeit seien hier noch ergänzend genannt.

Am 8.12.1972 spielte GM Ludek Pachman auf Einladung der Tageszeitung "BZ", die über diese Veranstaltung auf mehreren Seiten ausführlich berichtete, in den Räumen des SCK an 30 Brettern simultan und erreichte 17,5 Punkte. An den Brettern saßen 17 Spieler der M- und A-Klasse. Unter den über 250 Besuchern der Veranstaltung sah man auch GM Fritz Sämisch als Zuschauer.

Vom 27.12.1975 bis zum 6.1.1976 richtete der SCK ein Internationales Jugendturnier der Deutschen Schachjugend aus. Das Turnier gewann der damalige Schülerweltmeister David Goodman aus England. Der Kreuzberger Silvo Lahtela erreichte den 7. Rang. Das Turnier fand im Schultheiß-Bräuhaus am Kurfürstendamm 220 statt.

Internationales Jugendturnier der Deutschen Schachjugend

vom 27.12.75-06.01.76.

Ausrichter: SC Kreuzberg.

    Pkt.

1

Goodman, David (England) 6

2

Ekstroem, Roland (Schweden) 5

3

Fleck, Jürgen (Deutschland) 4,5

4

Fries-Nielsen, Niels-J. (Dänemark) 4

5

Hartmann, Wolfram (Deutschland) 4

6

Kouatly, Bacher (Frankreich) 4

7

Lahtela, Silvo (Deutschland) 3,5

8

8 Raupp, Thomas (Deutschland) 2,5

9

Ammann, Philippe (Schweiz) 2,5

Im März 1984 wurde das 1. Internationale Turnier des SCK veranstaltet. In den Räumen des Rathaus Kreuzberg siegte der rumänische GM Florin Gheorghiu vor IM Ralf Lau (Deutschland) und IM Wlodzimierz Kruszynski (Polen). Die Gebrüder Thomas und Frank Grzesik vertraten die Kreuzberger Farben.

1. Internationales Turnier des SC Kreuzberg 15.-23.03.1984

    Pkt.

1

Gheorghiu, Florin 6,5

2

Lau, Ralf 6

3

Kruszynski, Wlodzimierz 5

4

Dr. Lehmann, Heinz 4,5

5

Popov, Luben 4,5

6

Grzesik, Thomas 4

7

Cladouras, Panagiotis 4

8

Muse, Mladen 4

9

Grzesik, Frank 3,5

10

Muresan, Margareta 3

Naturgemäß bringen vereinseigene Mieträume auch eine Reihe von Verpflichtungen. Eine erste Renovierung fand 1977 in der Amtszeit von Günter Zimnol statt. Dr. Werner Fleischer, Fritz Stutzke, Bernd Waniewski und viele fleißige Helfer organisierten und realisierten die Renovierung.

Im Jahre 1986 wechselte der Vermieter. Da die Mieten kräftig angehoben wurden, mußten neue Räumlichkeiten gesucht werden. Hauptsächlich durch die Aktivitäten von Jürgen Marschner und Fritz Stutzke wurden diese Räume schließlich gefunden. Am 1. April 1987 bezog man das heutige Spiellokal im "Haus des Sports" in der Gitschiner Straße 48. Aus den Protokollen der ersten Jahre kann man von den Schwierigkeiten erfahren, die der Vorstand überwinden mußte. Dazu gehörten Auseinandersetzungen mit den im Hause bereits etablierten Vereinen. Erst im Jahre 1990 berichtet das Protokoll der Jahreshauptversammlung von einer besseren Atmosphäre und nach der Übernahme eines in Eigenregie betriebenen Thekenbereichs im Jahre 1992 von einer Beendigung der Querelen. Inzwischen ist ein gutes Verhältnis mit den anderen Nutzern im Haus des Sports erreicht worden.

Im Jahre 1994 brachte die Installierung eines eigenen Telefonanschlusses und im Jahre 1995 ein Wechsel in der Bewirtschaftung der Theke Verbesserungen. Im Clubraum wurden Veränderungen zum Positiven erreicht durch neue Auslegeware, Ventilator und Raucherecke.

Die Jahreshauptversammlung 1996 beschloß umfangreiche Änderungen und Ergänzungen der Satzung des SCK, deren Eintragung beim Amtsgericht Charlottenburg vollzogen wurde.

Das herausragende sportliche Ereignis im Haus des Sports war das 2. Internationale Turnier des SCK vom 14.10.1991 bis zum 25.10.1991. Sieger wurde der Berliner Robert Rabiega (König Tegel) vor IM Dominik Pedzich (Polen), einem Neuzugang des SCK, und IM Alexander Lagunow (damals noch UdSSR), der heute in den Reihen des SCK spielt.

2. Internationales IM-Turnier des SC Kreuzberg 14.-25.10.1991

    Pkt.

1

Rabiega, Robert 2340 10

2

Pedzich, Dominik IM 2385 8,5

3

Padevsky, Nikola GM 2420 7,5

4

Konopka, Michal IM 2380 7,5

5

Lagunow, Alexander IM 2445 7,5

6

Lehmann, Klaus FM 2310 6

7

Wells, Peter IM 2465 6

8

Marschner, Jürgen 2285 5,5

9

Valet, Richard 2370 5,5
10 Mattick, Lutz 2225 2,5
11 Kauschmann, Herbert 2250 2
12 Gladkowsky, Heinz 2200 0,5

Die Mitgliederzahl liegt in den letzten Jahren bei 140, obwohl der Schatzmeister schon mehrmals sogenannte "Karteileichen" aussortiert hat.

Auf die Schwierigkeiten, die die Führung eines so großen Vereines, wie es der Schach-Club Kreuzberg im Laufe der Jahre geworden ist, mit sich brachte, wurde im Rahmen dieser Chronik nur ansatzweise eingegangen, wahr ist aber, daß es Durststrecken gab und zuweilen sogar schon mit dem Gedanken gespielt wurde, den Verein aufzulösen oder mit anderen Vereinen und Sportarten zu fusionieren. Letztendlich haben sich dann aber immer wieder Mitglieder bereitgefunden, die sich der Geschicke des Vereins ganz besonders angenommen haben.

3.3 Das Wirken des SCK im Berliner Schachverband

Der Schach-Club Kreuzberg hat seit seiner Gründung über die Vereinsgrenzen hinaus für das Berliner Schach gewirkt. Zahlreiche seiner Mitglieder haben Funktionen im Verbandsvorstand, Spielausschuß, Vermittlungsausschuß, in der Schachjugend und als Revisoren ausgeübt. Bernhard E. Weihs wirkte über ein Vierteljahrhundert von 1951 bis 1976 als Landesspielleiter des Verbandes. Der Mann mit der Zigarre, ein Organisationstalent allerbester Güte, schuf die Grundlagen für den Ablauf eines geordneten Berliner Spielbetriebs und bedeutende Ansätze einer modernen Spielordnung. Bernhard E. Weihs und Hans O. K. Werner bekleideten jeweils in den letzten Monaten ihres Lebens für eine kurze Zeitspanne das Präsidentenamt des Berliner Schachverbandes. Die Schachfreunde Bernhard E. Weihs, Günter Zimnol, Dieter Kapschies und Matthias Möller waren als Landesspielleiter des Verbandes Mitglieder im Geschäftsführenden Vorstand bzw. Präsidium des Berliner Schachverbandes. Zahlreiche unserer Mitglieder stellten ihre Freizeit zur Mitarbeit in den vielfältigsten Ämtern des Verbandes zur Verfügung. Unser Vorsitzender Norbert Sprotte ist zur Zeit Vorsitzender des Vermittlungsausschusses. Langjährige Tätigkeiten als hauptamtlicher Geschäftsführer und stellvertretender Geschäftsführer des DSB üben unsere Mitglieder Horst Metzing und Harry Friedrich aus.

3.4 Die Entwicklung der SCK-Jugend

Ein Gradmesser, an dem sich der Zustand eines Vereins ablesen läßt, ist seine Jugendarbeit. Vor diesem Hintergrund bildet die Entwicklung der Jugendabteilung einen Ausschnitt aus der SCK-Geschichte, der eine eigenständige Betrachtung verdient.

Aus der Anfangszeit des SCK ist überliefert, daß der Verein in der Saison 1950/51 Berliner Jugendmannschaftsmeister wurde. Überdies berichten die Annalen vom Gewinn der Berliner Jugendeinzelmeisterschaft durch Wolfram Bialas (1952) und Olaf Redlich (1955); der zuerst Genannte errang überdies im Jahre 1953 den Titel des Deutschen Jugendmeisters. Bezüglich des darauffolgenden Jahrzehnts deuten mehrere Faktoren darauf hin, daß der SCK in der zweiten Hälfte der 60er Jahre eine starke Stellung im Berliner Jugendschach innehatte. Der Berliner Mannschaft, die im Dezember 1967 unter der Betreuung von Klaus Metzing Deutscher Jugendmannschaftsmeister wurde (Jürgen Federau, Michael Gesell, Georg Thomann, Horst Metzing, Mario Wolf, Hubertus Schulze, Norbert Sprotte sowie Tonio Dürr), gehörten überwiegend Kreuzberger Spieler an; in dieser Zeit stellte der SCK mit Jürgen Federau (1967 und 1968) sowie mit Hubertus Schulze (1969) auch den Berliner Jugendeinzelmeister. Es ist eine allseits bekannte Erfahrung, daß die Aussicht auf gemeinsame schachliche und private Erlebnisse mit Gleichaltrigen junge, aufstrebende Schachspieler ebenso anlockt wie der Honig den Bären. Die Anziehungskraft, die von diesen starken Jugendlichen ausging, führte um das Jahr 1970 herum viele weitere Schüler, Auszubildende und Studenten zum SCK, die teilweise bislang in anderen (zumeist kleineren) Vereinen ihre Kräfte mit zumeist älteren Klubmitgliedern maßen. Damals kamen z. B. Rainer Albrecht, Detlef Berlin, Wolfgang Großmann, Klaus Lehmann, Hans-Joachim Plesse und Jürgen Schmidt zum SCK. Wie ein Blick in die Clubmeisterschaftstabellen und Mannschaftsaufstellungen der nachfolgenden Jahre und Jahrzehnte zeigt, hat der Kern, der sich in dieser Zeit zusammenfand, das schachliche Gesicht des SCK für lange Zeit und bis in die Gegenwart hinein maßgeblich bestimmt.

Allerdings ist die soeben skizzierte Entwicklung wohl weniger als Resultat einer systematischen Jugendförderung als vielmehr als Produkt des eher zufälligen Glücksumstandes anzusehen, daß der SCK in einer bestimmten Phase über mehrere spielstarke Jugendliche verfügte. Immerhin vollzog sich etwa zeitgleich eine grundlegende Wende insofern, als zu Beginn der 70er Jahre eine kontinuierliche Jugendarbeit einsetzte. Dieses Bestreben wurde durch zwei Faktoren begünstigt: Zum einen hatte der SCK nunmehr eigene Vereinsräume; man spielte also nicht mehr in (häufig wechselnden) Kneipen und konnte am Samstagnachmittag einen speziellen Jugendspielbetrieb einrichten. Zum anderen stand mit Horst Metzing eine Person zur Verfügung, die sich in idealer Weise um die Jugendlichen kümmerte (vgl. auch das "Porträt: Horst Metzing", Kapitel 6.6). Die Bemühungen waren schon bald von Erfolg gekrönt. Sichtbares Zeichen hierfür ist, daß der SCK bei der Berliner Mannschaftsmeisterschaft 1972 als zehnte Mannschaft ein reines Jugendteam melden konnte. Diese Mannschaft schaffte mit im wesentlichen gleichbleibender Besetzung den dreimaligen Aufstieg in Folge; am Ende dieses Durchmarschs hatten Silvo Lahtela, René Mayr, Thomas Götsch, Christoph Sowada, Martin Dreßler, Peter Seefeldt, Axel Roepke und Manfred Heßler 1975 als SCK 4 einen Platz in der 1. Klasse erkämpft. In der nachfolgenden Saison verzichtete die damalige dritte Mannschaft zugunsten dieses (durch weitere Jugendliche verstärkten) aufstrebenden Teams auf ihre Spielberechtigung in der damaligen Stadtklasse. Auch dies erwies sich als gelungener Schachzug: Die Jugendmannschaft (außer Lahtela, Götsch, Mayr und Sowada spielten hier Thomas Grzesik, Reinhard Henze, Lothar Pahl und Jürgen Schmidt) behauptete sich auf einem Mittelplatz, und die vierte Mannschaft errang durch ihren Aufstieg den dritten Platz für eine Kreuzberger Mannschaft in der höchsten Berliner Spielklasse. Während dieser Jahre konnte der SCK bei der Berliner Mannschaftsmeisterschaft noch weitere Jugendmannschaften ins Rennen schicken, um deren Betreuung sich insbesondere Hans-Peter Borchardt und Heinz Gräbner verdient machten.

Daß die Jugendlichen im SCK zu einer festen Größe geworden waren, läßt sich organisatorisch an der Gründung der Kreuzberger Schachjugend (am 3. März 1973) als eigenständiger Gruppe innerhalb des Vereins, vor allem aber an der Tatsache ablesen, daß im Jahre 1975 von den 165 Mitgliedern des SCK 38 Jugendliche waren. Die mit einer intensiven Jugendarbeit gehegten Hoffnungen hatten sich erfüllt. Hierbei liegt es in der Natur der Sache, daß sich die Entwicklung der Jugendabteilung wellenartig vollzieht, weil die stärksten Spieler nach wenigen Jahren altersbedingt ausscheiden und durch nachrückende Kräfte ersetzt werden müssen. Immerhin ist man in einer solchen Lage nicht allein auf die Heranbildung von "Eigengewächsen" (neben der o.g. Mannschaft sind aus der Sicht des SCK u.a. Hagen und Dirk Jurkatis, Robert Plato, Lutz Steinhardt, Olaf Döring, Bernhard und Lydia Skierwiderski sowie Ulf und Brigitte von Herman zu nennen; in bezug auf Thomas und Frank Grzesik wird man sich um die "Urheberrechte" wohl mit dem SC Weiße Dame streiten müssen) angewiesen. Denn die oben dargestellte Sogwirkung gilt natürlich in gleicher Weise im Jugendbereich. Hat sich bei einem Verein eine gut funktionierende Jugendabteilung etabliert, so zieht dies nicht nur Schüler an, die erstmalig einem Schachklub beitreten wollen, vielmehr veranlassen die hiermit verbundenen Perspektiven auch starke Jugendliche aus anderen Vereinen zu einem Wechsel.

Die quantitative Breite und die beschriebene Konzentrationswirkung waren die Garanten dafür, daß der SCK in jenen Jahren auch die Spitze des Berliner Jugendschachs deutlich dominierte. Zwischen 1972 und 1980 hatten die Berliner Jugendmeister mit einer Ausnahme ihr schachliches Zuhause am Tempelhofer Ufer: Klaus Lehmann (1972), Horst Bach (1973 und 1974), Christoph Sowada (1975) Reinhard Henze (1976), Thomas Grzesik (1978), Frank Konieczka (1979) und Robert Plato (1980); lediglich 1977 konnte Dirk Paulsen von der Schachvereinigung Lasker-Steglitz (nach drei Stichkampfpartien gegen Thomas Grzesik) die Kreuzberger Phalanx durchbrechen. Überdies wurde Horst Bach 1975 sowohl Berliner (Senioren-)Einzelmeister als auch Deutscher Jugendmeister. Auch in den Mannschaftswettbewerben war die SCK-Jugend mit dem dreimaligen Gewinn der Berliner Jugendmannschaftsmeisterschaft in den Jahren 1973, 1976 und 1981 erfolgreich. Im zuletzt genannten Jahr konnte als sportlicher Höhepunkt sogar der Titel des Deutschen Jugend-Vereins-Mannschaftsmeisters (unter Mitwirkung von Mladen Muse, Frank Konieczka, Robert Plato, Mirza Hasic, Georg Jeiter, Frank Hering, Klaus Bernatzki, Ulf und Brigitte von Herman sowie Robert Rabiega) errungen werden. Bei der Rückblende auf die "goldenen" 70er Jahre ist schließlich an das vom SCK zur Jahreswende 1975/76 ausgerichtete, international besetzte Jugendturnier zu erinnern, das vom damaligen Schülerweltmeister, dem Engländer David Goodman, gewonnen wurde; der Kreuzberger Silvo Lahtela belegte in dem hochkarätigen Teilnehmerfeld mit 3,5 Punkten aus acht Partien den siebenten Platz.

Die glanzvolle Epoche der SCK-Jugend fand mit dem Gewinn der Deutschen Jugend-Mannschaftsmeisterschaft nicht nur ihren krönenden Höhepunkt, sondern zugleich ihren vorläufigen Abschluß. Das erfolgreiche Team fiel aus Altersgründen auseinander, doch gelang es diesmal nicht, die entstandenen Lücken in ausreichendem Maße durch nachwachsende Spielergenerationen adäquat zu schließen. Andere Berliner Vereine intensivierten ihre Jugendarbeit und konnten hierdurch einen stärkeren Zulauf verbuchen. In der Mitte der 80er Jahre verbesserte sich die Situation zwischenzeitlich, als wir mit Thomas Fröhlich eine ABM-Kraft hatten, die Kontakt zu den Kreuzberger Schulen aufnahm. In dieser Phase nahmen ca. 20 bis 30 Jugendliche regelmäßig am Samstagstraining teil, und es gab diverse Turniere und Veranstaltungen. Leider brachte auch dieser Anlauf keinen dauerhaften Neubeginn, und nach dem Wegfall der ABM-Stelle verliefen die Ansätze im Sande.

Die gegenwärtige Lage stimmt nicht gerade euphorisch, doch gibt es durchaus Anhaltspunkte, die es gestatten, mit vorsichtigem Optimismus in die Zukunft zu blicken. Seit nunmehr über zehn Jahren gewährleistet Thomas von Wantoch-Rekowski als Jugendwart personelle Kontinuität. Obwohl sich die Zahl der Jugendlichen aus Altersgründen in dieser Saison auf acht verringert hat, wird wie schon in den vergangenen Jahren eine Kreuzberger Jugendmannschaft am Schnellschach-Turnier in Hamburg teilnehmen. Beim samstäglichen Jugendspielbetrieb (jeweils ab 14 Uhr) kümmert sich Thomas von Wantoch-Rekowski vor allem um die Jüngeren, während das Schachtraining für die stärkeren Jugendlichen von Thomas Schian geleitet wird. Aus jüngerer Zeit sind auch bereits erste Erfolge zu vermelden. So wurde der zunächst von Frank Hering betreute Dennis Epple 1997 Berliner Jugend-U18-Meister, und im darauffolgenden Jahr errang Jan Stastny, der als Austauschschüler ein Jahr in Berlin lebte, den Titel des Berliner Jugend-U20-Meisters. Zu großen Hoffnungen berechtigt unser derzeit jüngstes Talent: Der erst 10jährige Atila Figura wurde 1998 Berliner Jugend-U11-Meister. In der Saison 1998/99 startete er in der Altersklasse U16; dort belegte er den 8. Rang (von 26 Teilnehmern). Aufgrund einer Sonderberechtigung als Spieler mit der höchsten Wertungszahl (DWZ 1725) in seiner Altersklasse wird er in wenigen Wochen an der diesjährigen Deutschen Jugend-U10-Meisterschaft in Oberhof (Thüringen) teilnehmen. (Nachträgliche Anmerkung: Atila wurde bei diesem Turnier Deutscher Meister U10.)

Ein Bild aus unserer Chronik:
Atila Figura, Weltmeister Karpov,
23. Oktober 1998

Getreu dem Motto "Kein Jubiläum ohne ein 'Möge ...'" ist dem SCK zu wünschen, daß sich die vorhandenen Talente gut entwickeln und daß es gelingt, noch mehr Jugendliche für das Schachspiel zu interessieren. Eine Gelegenheit hierzu bietet möglicherweise auch das von der Emanuel-Lasker-Oberschule mit Unterstützung des SCK veranstaltete 2. Schüler-Schachturnier "Linkes Spreeufer gegen Rechtes Spreeufer", das am Donnerstag, dem 1. Juli 1999, von 10 bis 14 Uhr unter den Fußgänger-Arkaden der Oberbaumbrücke zwischen Schülermannschaften aus Kreuzberg und Friedrichshain durchgeführt wird.